Ausblick auf CRN 4-2022-1

Seit mehr als einer Million Jahren stellen Hominiden Dinge her, und seit fast 100’000 Jahren stellen unsere Vorfahren – der Homo Neandertalensis, der Denisowa-Mensch, der Homo Nienetwilensis und natürlich auch der Homo sapiens – Dinge her. Nicht weil sie mussten, sondern weil sie wollten und konnten. Diese Fähigkeiten machten den Menschen zu dem, was er heute ist.
Doch die alten handwerklichen Fertigkeiten drohen zu verschwinden, denn das Handwerk muss mehr und mehr scheinbar effizienteren Prozessen weichen. Industrielle Massenfertigung ist jedoch keine Lösung. Die Lebensdauer der Produkte ist zu kurz und die dadurch hervorgerufene Verschwendung von Rohstoffen hat negative Einflüsse auf unsere Umwelt und unser Besitzverständnis. Das «Ding» verliert an Wert. Der gegenläufige Trend zu nachhaltigeren und handwerklich gefertigten Produkten nimmt jedoch seit Jahren Fahrt auf und neue handwerkliche Fertigungstechniken und Vermarktungswege halten Einzug in den Werkstätten. Dabei geraten allerdings – das liess sich in den letzten Jahren beobachten – die traditionellen Handwerkstechniken mehr und mehr in Vergessenheit. Wie soll es also weitergehen?
Die Nienetwiler und Nienetwilerinnen könnten uns aus der Patsche helfen, denn sie verstehen es seit Jahrtausenden, Tradition und Fortschritt stets neu zu kombinieren, zu vereinen und daraus etwas zu schaffen, das mehr ist als das Alte und das Neue. Das «Ding» ist nicht einfach «Ding» – es ist eine Sammlung. Eine Sammlung nicht nur von Materialien und auch nicht nur eine Sammlung von Eigenschaften. Sondern es ist auch eine Sammlung von Interaktion mit allem anderen. Dies ist die Voraussetzung für ein Handwerk der Zukunft, denn es vereint nachhaltiges, respektvolles Design mit echtem Können.

In den nächsten CRN stellen wir also die Frage, welche Chancen uns das Handwerk in der Zukunft bieten wird, welche Wege es einschlagen könnte und welche Visionen es im Handwerk der Zukunft zu entdecken gibt.