Einleitung der Herausgeber

Simon Meyer und David J. Krieger

Liebe Leserin und lieber Leser

Wir freuen uns, Ihnen die erste Nummer der Neuausgabe der Cahiers de recherches de Nienetwil (CRN) präsentieren zu dürfen. Die CRN wurden zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg vom wissenschaftlichen Verlagshaus Haricot in Paris publiziert. Die ursprünglichen Herausgeber waren d’Aciel Arbogast I. und Amot Nussquammer sen., welche sich der Erforschung der lang vergessenen Kultur der Nienetwiler widmeten. Was Nienetwil ist und warum wir beschlossen haben, die CRN zum heutigen  Zeitpunkt neu herauszugeben, erfahren Sie in den Beiträgen dieser ersten Nummer. Wir sind überzeugt, dass unsere gegenwärtige historische Weltlage, die geprägt ist von Zwiespalt und Ratlosigkeit, von den Erfahrungen und den Werten der Nienetwiler Kultur profitieren kann.

Warum Nienetwil? Nienetwil ist ein Ort, der nirgendwo ist. Dies wiederum kann nur bedeuten, dass Nienetwil überall ist. Klar: Seit Satelliten die Welt umkreisen und alle Orte auf der Erde sichtbar machen, gibt es keine unentdeckten Inseln oder vergessene Bergtäler mehr, wo man Utopien lokalisieren könnte. Eine Utopie heute kann nicht «anderswo» sein, sondern muss geradezu nirgendwo besonders sein. Der einzige noch verbleibende utopische Raum ist also überall. Zu sagen, dass Nienetwil eine Utopie darstellt, bedeutet, dass Nienetwil überall ist: mit uns und unter uns und bei uns, und zwar seit dem Anfang der Geschichte.

Im Lauf der Menschheitsgeschichte ereigneten sich kulturelle Wandel, es gab Eroberungen, Grossreiche und Bauwerke entstanden und es entwickelte sich das, was wir «Zivilisation» nennen. Heute stehen wir in dieser Entwicklung allem Anschein nach an einem wichtigen Wendepunkt. Entweder schaffen wir es, in eine globale, friedliche und nachhaltige Zukunft zu gelangen, oder wir bleiben in den alten Formen des Zusammenlebens stecken, die zunehmend dysfunktional und destruktiv werden. In einer solchen Situation braucht es Visionen von einer besseren Welt, von einer anderen Welt. Verdichtet wurden diese Visionen schon immer in Gestalt von Utopien. Utopien haben eine lange Tradition: Wann immer die Gesellschaft an Scheidewegen stand, wurden Utopien erfunden und verbreitet, um Menschen eine Vision der Zukunft zu geben. Dies ist auch die Idee von Nienetwil.

Nienetwil ist eine Utopie, die überall ist. Doch wenn etwas überall ist, müssen wir die Frage beantworten, wie es überall hingekommen ist. Die Antwort, die wir auf diese Frage geben, ist, dass Nienetwil die erste und ursprüngliche Kultur und Lebensweise des Menschen darstellt. Deswegen ist die Erforschung der Nienetwiler Kultur nicht nur visionäre Geschichtsschreibung, sondern der Versuch die Zukunft zu schreiben.

Wir, die Herausgeber, die Nienetwil erforschen – zusammen mit Arbogast und Nussquammer, Miribal und den anderen –, sind uns unserer Verantwortung bewusst, Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, keine Hirngespinste und keinen Unsinn zu erzählen. Humor und Unterhaltung sind selbstverständlich erlaubt, doch im Grunde meinen wir es ernst. Und wir hegen die Hoffnung, dass das, was wir in dieser Neuausgabe der Cahiers de recherches de Nienetwil publizieren, auch ernst genommen wird. Aus einem solchen Engagement ergibt sich natürlich auch der Wunsch, in den Dialog mit dem Publikum zu treten und ein Gespräch in Gang zu setzen, das weitere Kreise einbezieht. Deshalb haben wir entschieden, nicht nur die Cahiers de recherches de Nienetwil neu herauszugeben, sondern auch eine Wissensplattform anzubieten, auf der sich alle über die neuesten Entwicklungen der Nienetwiler Forschung informieren und selbst interaktiv daran mitarbeiten können. Denn in einer gewissen Art und Weise sind alle Utopien «open source».

David Krieger und Simon Meyer, Herausgeber


  1. Inhaltsverzeichnis CRN 1-2020-1
  2. Einleitung der Herausgeber
  3. Vorwort
  4. Das Nienetwil-Projekt
  5. Was ist «visionäre Vergangenheitsforschung»?
  6. Biografie von d’Aciel Arbogast I.
  7. Die Stellung des Handwerks und Werkzeugs in der Nienetwiler Kultur
  8. Biografie Amot Nussquammer sen.
  9. Einführung in die Nienetwiler Kultur von Amot Nussquammer sen.
  10. Briefverkehr zweier Freunde und Streithähne
  11. Ursprung der Nienetwiler Kultur
  12. Biografie Nomis Arbogast
  13. Fundbeschreibung und eine kleine Zeitreise in die Nienetwiler Kulturgeschichte
  14. The Alaju Settlement – Auszug aus der Autobiografie
  15. Ausblick CRN Nr. 2
  16. Impressum-Autoren CRN 1-2020-1