we write past and shap the future

Es ist bekannt, dass in der Nienetwiler Kultur die Vergangenheit vor uns, und die Zukunft hinter uns liegt.

Tatsächlich kann ich nicht verstehen, weshalb das in den meisten Kulturen umgekehrt ist. Es ist ja so, dass, läge die Vergangenheit tatsächlich hinter uns, wir sie nicht mehr beeinflussen könnten. Aber nicht wahr, wir wissen alle, dass das nicht stimmt. Wir können natürlich sehr wohl die Vergangenheit beeinflussen, und das tun wir auch regelmässig.

Ebenso tun es Parteien, Organisationen, Medien, Wissenschaftler, oder Personen mit medialer und oder politischer Macht wie etwa Trump, Putin oder Meloni.

Das ist auch nichts neues, und es geschah und geschieht in fast allen Kulturen.

Was heisst Vergangenheit beeinflussen? Ich möchte das Willhelm Tell anführen, eine historisch nicht belegte Person und Teil des Schweizerischen Gründungsmythos. Als sich am Ende des 18. Und zu Beginn des 19. Jahrhunderts um die Schweiz Grossstaaten zu bilden begannen, benötigte auch die Schweiz einen starken Gründungsmythos. Wilhelm Tell war schon während der Helvetischen Republik von 1798 bis 1803 Teil der Propaganda und «Auftritts» der Republik. Auch in der Zeit zwischen der Helvetischen Republik und der Schweizerischen Eidgenossenschaft 1848 tauchte er immer wieder auf. Seinen Höhepunkt als Propagandamittel und Werkzeug hatte er dann ab den 1840er Jahren, wo er durch das 1804 herausgekommene Buch «Wilhelm Tell» von Friedrich Schiller allseits bekannt geworden, quasi zum Gründungsvater der Eidgenossenschaft herauffabuliert wurde.

Alles was damit zusammenhängt, hatte – und hat noch heute – ab diesem Zeitpunkt gesellschaftlichen, politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Einfluss auf die Schweiz und alle darin lebenden Menschen.

Deshalb ist es für mich nur logisch, dass die Vergangenheit vor uns liegt, denn ich kann, bildlich gesprochen, nicht nur hineinsehen, sondern auch z.B. einen Stein hineinwerfen. Und wenn wir nun vorwärtsgehen in diese Vergangenheit, hinterlassen wir nicht Fussspuren? Und was geschieht mit den Fusspuren? Richtig, sie bleiben hinter uns und beeinflussen die Zukunft.

Wenn ich also vorwärtsgehe in diese Vergangenheit und dort ein Schild hinstelle wo draufsteht „Wir waren hier! Beste Grüsse, die Nienetwiler!“ was denkt ihr, wird das die Zukunft beeinflussen oder nicht? Und wenn ihr zum Schluss kommt, ja, es beeinflusst; weshalb meine Freunde, gestalten wir die Zukunft nicht gemeinsam in dem wir die Vergangenheit gestalten?

Versteht mich nicht falsch, es geht nicht darum Fakten und tatsächlich geschehenes zu leugnen. Es gab den Holocaust, der Mensch war auf dem Mond, und das erste Rezept für Spaghetti Carbonare wurde 1952 in Chicago veröffentlicht. Es geht nicht darum diese durch Akten und Artefakte bewiesene Tatsachen zu verändern, ich will sie noch nicht einmal um-interpretieren; alles was ich will ist in die Zwischenräume schreiben, in die Schatten, hinter das wir sehen (sehen wir es wirklich und ist es das was wir glauben, dass es das ist?).

Wenn ich mir die Vergangenheit wie einen Wald vorstelle vor dem ich stehe, dann sehe ich nicht gerade viel, nicht wahr? Alles ist zugestellt mit Bäumen und Buschwerk, man sieht die Vergangenheit vor lauter Geschichte nicht, und genau das meine ich. Genau dort setzen wir die Nienetwiler Kultur hinein, erforschen sie aus dem Heute um für das Morgen gute Lösungen parat zu haben. Wir machen das ohne politische- oder religiöse Propaganda, ohne Abwertung von anderem oder von anderen. Wir verhandeln das was Vergangenheit ist, um die Grundlage dafür zu haben wie wir Zukunft verhandeln wollen!